…aber es IST so.

„Philosophie“ bedeutet Selberdenken. „Für die Philosophen, ja.“ würden viele Menschen dieser These entgegnen. Sie haben vermutlich schon von einigen großen Philosophen gehört, von Kant mit seinem Kategorischen Imperativ oder von Aristoteles mit seiner Mesotes-Lehre. Vermittelt wohl größtenteils durch den Lehrplan des Religions- oder Ethikunterrichts. Sie halten die Philosophie für eine Wissenschaft der erleuchteten Geister, scheuen den Kontakt mit ihr oder verwehren sich ihm sogar aktiv.

Doch sie begehen damit einen großen Denkfehler – sie übersehen die Philosophie des Alltags. Seien es politische Diskussionen am Stammtisch, die sich quasi „nebenher“ mit staatsphilosophischen Ansätzen auseinandersetzen, sei es die allgemeine Auseinandersetzung mit der Folgenethik im Rahmen des Diskurses über die Verantwortbarkeit der zivilen Nutzung der Kernenergie – die Beispiele sind vielfältig, sie aufzuzählen müßig. Dem Nachdenken über solch essentielle Fragestellungen kann sich niemand ernsthaft entziehen; sich „keine Meinung“ zu bilden mag zwar in gewissen Kreisen als chic gelten, ist aber so nicht realisierbar.

Es ist in der Struktur des menschlichen Gehirns festgeschrieben, über aufgenommene Informationen Reflexion zu betreiben, sie mit zuvor Gelerntem zu verbinden und in bekannte Zusammenhänge einzuordnen. Das geschieht zwar ohne unser Zutun, stellt aber nichtsdestotrotz einen selbstständigen, aktiven Gedankenprozess dar. „Keine Antwort ist auch eine Antwort“, „keine Meinung“ ist auch eine Meinung, „nicht nachdenken wollen“ auch ein Produkt des Nachdenkens.

Die außerordentlichen Erfolge von Filmen wie „Matrix“, „Inception“, Avatar“ und „Fight Club“, allesamt, meiner Meinung nach, hoch philosophisch, ganz offen und unverblümt, bestätigen dies. Denn jeder, der einen dieser Filme schon einmal gesehen hat, hat eine Meinung dazu, mitunter entwickeln sich von selbst stundenlange Gespräche über die philosophischen Aspekte der Filme (freilich ohne dabei die „Philosophie“ beim Namen zu nennen…). Woher kommen diese Gespräche? Aus dem reinen, passiven Konsum? Sicher nicht. Sie kommen aus der aktiven Auseinandersetzung mit den Filmen, ob vom Zuschauer gewollt oder nicht.

„Philosophie“ bedeutet Selberdenken – selbst das Ankämpfen dagegen wäre Beweis genug dafür.

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