I don’t want to miss a thing

In dem kleinen Lebensmittelladen im Hauptbahnhof gibt es doch tatsächlich Prosecco. 1.85€ für 0.2l der billigen Sorte, passt gerade in mein Budget. „Haben sie ihren Ausweis dabei?“ Aaaargh, kaum rasiert man sich mal den Bart ab… Im Rausgehen fällt mein Blick auf ein Schild mit der Aufschrift „0.2l Kaffee – 2€“ Willkommen in der Zivilisation. Aber jetzt mal von vorne…

Um 7.00 aufstehen, Bart ab, und irgendwie ist dann 8.15. Mag daran liegen, dass ich bis 7.20 nicht aufgestanden bin. Aber ich weiß jetzt, was ich in Zukunft nicht mehr tun werde. Mich rasieren, genau :-P Duschen, anziehen, schauen ob es schon was zu essen gibt, dazu runter gehen, enttäuscht wieder hoch gehen, Zähne putzen, sich über die Hose aufregen, sich darüber freuen, ausnahmsweise schon am Vorabend den Eastpak gepackt zu haben. Runtergehen, essen – eine Brezel, heißa!

Später dann, J. hat mir an der Haltestelle in die S-Bahn geholfen, das übliche ungewisse Etwas in meinem Kopf das dort immer ist, wenn M. irgendwo zusteigen soll. „10.50, heißt das für dich“, scheint er jedoch beherzigt zu haben. Die Fahrt nach Mannheim läuft angenehm ab, wir bekommen sogar Lesefutter von einer Zeugin Jehovas auf Predigtdienst. Wie zuvorkommend doch manche Menschen sind.

Und dann stehen wir da zum vereinbarten Zeitpunkt für das C-Walk Meeting auf dem Vorplatz. Und es ist einfach niemand da, bis auf eine kleine Gruppe Punks mit fahrbarer PA-Ausstattung… da werden wir wohl nichts adäquates entgegenzusetzen haben. Der obligatorische JVC ist dieses „nicht adäquate“ dann, den die Freundin von V. an einem Gurt von ihrer Schulter hängen hat, von der Firma selbst liebevoll „Boomblaster“ genannt.  Lange genug hatten wir warten müssen, irgendwann nach 13.30 geht es dann mit der S-Bahn (hatte irgendjemand der 20 Leute eine Fahrkarte? Ich glaube nicht…) los in Richtung Basketball Court. Schöne Anlage, Regendach dabei – und vor allem ein Klettergerüst, dass in den folgenden Stunden eine magische Anziehungskraft entwickeln sollte. Am Klettergerüst sind alle gleich, und alle können und wollen klettern, auch ich. Ich weiß selbst nicht warum ich solche Sprossen so sehr mit „Freiheit“ verbinde.

Kaum Asiaten da, zumindest keine dieser unglaublich eingebildeten Sorte, die die Szene in K. oft so unerträglich asozial machen, dementsprechend ging die Musik eher in Richtung Rap als in Richtung Autotune-RnB. Und, siehe da, alle waren mit der Muisikauswahl zufrieden, niemand hat sich beschwert á la „Ich kann aber auf dieses Lied nicht walken“.

Der Regen ist es, der das alles beendet. „Let it rain, open the flood gates of heaven“, oder so ähnlich. Cool war es trotzdem, auch wenn die drei die es verantsaltet hatten nicht so zufrieden waren. Ich fand es cool und gechillt, das erste Mal dass ich mich wirklich mittendrin gefühlt habe bei so einem Treffen, das erste Mal, dass ich auf dem offiziellen Video vertreten bin (wird noch nachgeliefert, sobald es online ist).

Am Hauptbahnhof dann die Wartezeit auf den Zug nach K. für den schon erwähnten Einkauf genutzt. Ich war ja schließlich eingeladen, und statt eines Geburtstagsgeschenks hatte sich N. „was zu trinken mitbringen“ gewünscht. M. hätte eigentlich mitkommen sollen, konnte dann aber wegen seiner Eltern nicht… whatever. Er hat sich aber trotzdem noch rührend um mich gekümmert, mit mir noch zehn Minuten auf den Zug gewartet, mir hineingeholfen, vor der Abfahrt noch fünf Minuten geredet, „Pass auf dich auf“, was er selten sagt. Er blieb also weiter in K., ich fuhr nach O.

Mit jedem Kilometer der zurückgelegt wurde erhöht sich meine Herzfrequenz. Bumm-bumm-bumm-bumm geht das irgendwann, lesen muss ich aufgeben, ich kann mich absolut nicht mehr konzentrieren. Ich fahre tatsächlich zu N., meine Ex-Freundin, die ich vor einem Dreivierteljahr das letzte Mal gesehen habe, bei der ich eine Nacht verbringen müssen werde, in einem Zimmer mit ihr, weil die Wohnung so klein ist. Bei Z. angekommen rufe ich N. an, wie ausgemacht, sie geht nicht ran, verdammt, warum geht sie nicht ran? Nach drei Minuten erreiche ich sie doch noch „Ja, kein Problem, wir warten da schon“. Was? Wir? Wer ist wir? Irgendwelche Leute die mich nicht kennen? Fuck…

Wer dann wartet ist aber nur N. zusammen mit S., ihrem Bruder, mit dem ich mich immer sehr gut verstanden habe. Er hat ganz frisch den Führerschein, wir müssen natürlich eine Ehrenrundedurch den Ort drehen, mit Sido und seiner Maske aus den Lautsprechern des Twingos seiner Mutter. Ich merke wie verspannt ich bin, atme ruhig ein und aus, es hilft.

Sie raucht wieder. Und irgendwie finde ich das sexy. Argh. Und sie hat abgenommen (nein, soll nicht heißen dass sie jetzt schlank ist, aber es fällt auf). Und sie ist irgendwie anders. Anders ist auch L, ihre kleine schwarze Katze. Immer noch Unsinn im Kopf, aber fauler geworden. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe war sie fast noch ein Baby.

Die Party wird… seltsam. Aber cool. Ein Pärchen aus einem weiteren Ex (gleichzeitig der beste Freund ihres Bruders) und seiner derzeitigen Freundin, die irgendwie offiziell eine Beziehungspause haben sollen, von der man aber mit steigendem Alkoholpegel irgendwie immer weniger gemerkt hat. Ein Mädchen, mit der S. irgendwas zu haben scheint, auf jeden Fall sieht es schon sehr danach aus. Und ich und N., beide ohne Partner. Die zwei Jungs haben den festen Vorsatz sich zu betrinken, ich den festen Vorsatz es nicht zu tun, N. wohl eher auch nicht, die beiden anderen Mädchen kann ich nicht einschätzen, ich kenne sie nicht.

Irgendwie bin ich jetzt auf jeden Fall wieder der Bro von S., er ist erleichtert mich wieder gesehen zu haben. „Du bist der beste den sie je hatte, das sagen alle“. Er hatte nicht gewusst, ob wir uns trotz der Sache mit seiner Schwester noch sehen können, jetzt weiß er es.

Irgendwann verziehen sich die beiden Pärchen nach oben, in seine Wohnung, N. und ich sind  alleine. Eigentlich war geplant dass ich auf der Couch schlafe. Aber ihre zweite Decke hat jemand beim kotzen versaut, sie hat also nur noch eine. So kommt es dann, dass ich mit ihr eine Decke und ein Bett teilen muss. Am Anfang beide ziemlich steif, dann lockerer, reden über all das, was wir vom anderen verpasst haben. Mehr als ein bisschen kuscheln läuft nicht, schön so.

Ich will sie nicht mehr. Sie mich wohl auch nicht. Nur: in der „normalen“ Welt hat im betrunkenen (angetrunkenen, okay) Zustand „nicht wollen“ nicht viel mit „nicht f****n“ zu tun, vor allem wenn ein Abend aus zwei knutschenden Pärchen, einem Jungen und einem Mädchen besteht… ich bin froh, nicht über die Maßen gtrunken zu haben.

Auf die Idee, Alkoholgeschmack im Mund mit Tabakgeschmack zu überdecken, muss man auch erst einmal kommen. Hilft aber.

War geil.

[Neuer Header und neues „Motto“.]

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