Kapunkt

Auf einmal stand sie da.

Ich war so unglaublich überfordert und habe bei beiden Begegnungen mit K. kein Wort gesagt.

Ich hoffe nur, sie denkt jetzt nicht ich würde sie hassen.

Ihre neue Frisur steht ihr echt gut, und sie hat wirklich, endlich, mal einen gescheiten Rollstuhl.

In Mattschwarz, wie meiner, die Farbe hat sie ausgesucht als wir noch zusammen waren.

Ich würde sie so gerne in den Arm nehmen und ihr sagen dass alles gut ist.

Und jetzt muss ich fast flennen.

50er Jahre

Heute Nacht habe ich von V. geträumt. Das erste Mal, zumindest soweit ich mich daran erinnern könnte.

Ich weiß noch fast jedes Detail, oder zumindest viel, viel mehr Details als man wissen sollte, wenn man schon 2.5 Stunden auf ist.

Fast hätte ich ihr eine SMS geschrieben als ich aufgewacht bin. Zum Glück habe ich das gelassen.

Aber ich vermisse sie, verdammt. Ich komme nicht damit zurecht, gerade keine körperliche Nähe zu haben.

Ich schreibe das hier gerade auf dem Laptop meiner Tante, wir sind als Familie (mütterliche Großelternseite) auf irgendeinem Gruppenhaus im Schwarzwald. Meine Urgroßmutter hat dort anscheinend jahrelang in ihrer Krankheit verbracht, meine Oma erzählt vom Jahr 1951, als sie 9 war und das erste Mal auf einem (christlichen) Zeltlager war.

Es ist immer echt komisch mit meiner erweiterten Familie irgendwo zu sein.

Zum Spaziergang bin ich nicht mitgegangen, ich weiß wie das in so einer Gegend mit dem Rollstuhl ausgegangen wäre, das musste ich mir dann doch nicht antun. Und zum Glück habe ich das Laptop dabei, das ich meiner Tante aufgesetzt habe :D Musik hören per Bluetooth über die Lautsprecher und in LibreOffice schreiben, mal schauen wann sie wieder da sind.

Rückweg

Noch 20 Minuten Wartezeit auf den Bus, ich beschließe mit H. (meinem Bruder) den Weg zur übernächsten Haltestelle auf mich zu nehmen.

Der Gehweg ist auf der linken Straßenseite, er ist breit genug um als kombinierter Fuß-/Radweg ausgezeichnet zu sein, auf der rechten Straßenseite ist allerdings noch ein Radweg, so das normalerweise nur mit entgegenkommenden Fahrrädern zu rechnen ist.

Ich fahre mit dem Rollstuhl rechts außen auf dem Weg damit Fahrradfahrer gut vorbeikommen, alles kein Problem.

Ein Fahrradfahrer kommt rechts auf mich zu, als ich sehe dass er nicht ausweicht bleibe ich stehen. Er nutzt auch die restlichen 20 Meter nicht um wieder auf seine Seite zu wechseln, fährt mich fast an und schreit mich an was denn „die Scheiße soll“.

H. dreht sich blitzartig um und schreit ihm hinterher: „Du schreist meinen Bruder nicht an oder es gibt Schläge!“
Der Mann bleibt kurz stehen, schreit „Komm her, willst du Stress?“
H. lässt sich das nicht zweimal sagen und rennt auf ihn zu.
Der Mann bekommt wohl doch Angst, schwingt sich schnell auf sein Fahrrad und fährt weg bevor H. angekommen ist.
H. schreit ihm noch ein letztes „Renn doch weg, Schisser!“ hinterher.

Ich hasse solche Leute. Aber ich liebe meinen Bruder.