Blogideekasten #36: Heimat

Blogideekasten #36: Heimat (Verbundenheit)

Heimat also.

Schwierig.

Ich habe keine Heimat.

„Aber Letterkerl!“, höre ich euch sagen, „Du musst doch eine Heimat haben?“

Nein, Mois, ich habe keine.

Ich wohne irgendwo. Ich arbeite irgendwo. Ich habe irgendwo Freunde.

Warum sollte etwas davon meine Heimat sein?

Heimat ist da, wo es mir gut geht. Mehr ist nicht von Belang.

Und wenn es mir da nicht gut geht ist es auch nicht meine Heimat.

Blogideekasten #35: Wege

Blogideekasten #35: Wege

Schon seit langer Zeit, vor meinem ersten Auszug, begleitet mich ein Mixtape mit einem Track von Marcello.

Darin sagt er:

Meine Seele will ewig leben
Die einzigen Steine in meinem Weg – extreme Gehwegschäden

Als Rollstuhlfahrer hat das eine viel zu reale Komponente.

Ich kann mir noch so oft sagen ich bin selbstständig, komme überall hin, …

Und dann ist da irgendwo eine Stufe, einen Zentimeter zu hoch, und ich kann nicht an dem teilhaben, an dem ich gerade eigentlich teilhaben wollte.

Und sei es nur die Abkürzung durch die Stuttgarter Ladenpassage.

In meinen Träumen habe ich diese Einschränkungen nicht – alle Wege sind meiner Seele offen.

Blogideekasten #34: Wissen

Blogideekasten #34: Wissen ist Macht – Nichts wissen macht nichts. Wie viel wollt ihr wissen?

Ich habe eine schwierige Liebesbeziehung zum Wissen. Manchmal stand es mir im Weg, manchmal hätte ich gerne weniger davon, manchmal wirke ich dadurch arrogant (oder bin es vielleicht sogar). Doch alles in allem bin ich sehr froh um meine Beziehung zum Wissen.

Meine Persönlichkeit ist stark vom Wissen und dem Drang nach mehr Wissen geprägt. In eine werdende Akademikerfamilie hinein geboren, wurde mir sehr schnell klargemacht, dass Wissen alles ist. Mein Vater wusste alles (tut es auch heute noch; er ist zumindest der Mensch mit dem am breitesten aufgestellten Wissen den ich je kennengelernt habe), er war dadurch sozial viel mehr respektiert, als es seine Herkunft aus einer nicht alteingesessenen Handwerkerfamilie und sein junges Alter vermuten ließen.

Ich wollte unbedingt so viel wissen wie mein Vater, und hielt das nie für unmöglich, sagte man mir doch immer, wie intelligent und wissbegierig ich sei.

Es war wohl eine große Enttäuschung, dass ich nie das Abitur gemacht habe. Und als ich auf einmal in die echte Welt geworfen wurde und meine Ausbildung anfing, ging mir viel von dem, was ich bisher für Wissen gehalten hatte, verloren. Das Gehirn schaffte Platz für neuen, wichtigeren Stoff. Jetzt ging es nicht mehr um Brandrodungswanderfeldbau (nur ein Beispiel, ich weiß immer noch alles über Brandrodungswanderfeldbau…), jetzt ging es um Ausbildungsinhalte und (viel wichtiger) Skills zum selbstständigen Leben.

In der Ausbildung merkte ich auch zum ersten Mal, dass ich regelrecht auf einen stetigen Zufluss egal welcher Informationen angewiesen bin (zumindest so lange ich mich nicht bewege). Sonst werde ich wenigstens „hibbelig“, wenn nicht schlimmeres.

Mein Wissen über meine Behinderung war lange erschreckend wenig ausgeprägt. Ich dachte ich wüsste das wichtigste, und meine Eltern hielten es nie für nötig, mich auf manches besonders hinzuweisen. Wie falsch ich doch lag.

Das Meiste über meine Behinderung habe ich in Gesprächen mit Sally herausgefunden (oder bin dabei zumindest angeregt worden, verschiedene Dinge zu recherchieren). Nein, mein Urinhaushalt ist nicht normal. Nein, mein Energiehaushalt ist nicht normal. Nein, meine Behinderung wirkt sich nicht nur auf meinen Körper aus. Nein, ich muss nicht alles schlucken, was meine Krankenkasse mir vorsetzt.

Wissen ist Macht. Ich will alles wissen. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss den Wikipedia-Artikel zu „Briefkasten“ lesen.