Betrifft: Dein alter Rollstuhl
Von: A.
Heute um 4:29 PM
Lieber D.,
Deinen Rollstuhl werde ich die nächsten Tage zurückbringen.
F. ist am vergangenen Freitag nachmittag verstorben.
Mit Leberkrebs im Endstadium, F. wohnte mit nur 60 Jahren in
einem Einzelzimmer des Seniorenwohnheims S.,
haben wir doch viele schöne Stunden bei Ausflügen
mit ihm in Deinem Rollstuhl erleben dürfen. Alle Beteiligten,
auch das Pflegepersonal, fand diesen Rollstuhl besser als alle
anderen dort – selbst besser als einen nagelneuen von der
Krankenkasse. Aber nun, was das Wichtigste ist:
F. ist nicht nur friedlich, unter lückenloser abwechselnder
Begleitung durch uns vom Hauskreis B., sondern
auch mit einem ganz klaren Ziel hinübergegangen – ja, so muß, und
darf man es sagen. er hat sich hinübergebetet. Die letzten Stunden,
in denen er uns zum Schluß hin gar nicht mehr wahrgenommen hatte,
hat er sich immer wieder bei seinem – und unserem – HErrn bedankt.
Hier war keine Unsicherheit mehr, keine Frage oder Bitte, sondern nur
noch Dank dafür,daß er jetzt gleich schauen darf, was er geglaubt hat.
Wir sind abends nochmal hingefahren und haben von seinem sterblichen
Leib Abschied genommen. Im gemeinsamen Gebet konnten auch wir uns
nur noch beim HErrn Jesus bedanken für die Herrlichkeit, die F. nun
schauen darf, während wir noch ausharren müssen.
Wir sind der Überzeugung, daß die Todesstunde Wahrheitsstunde ist,
und wir hatten das unverdiente Vorrecht, miterleben zu dürfen, wie unser
geliebter Bruder nicht nur von uns ging, sondern wo er hinging.
Wir sind froh und dankbar, daß wir dies auch auf der Trauerfeier am Mittwoch
hören werden, und gewiß sein dürfen, daß sich auch unsere Trauer einmal
in Freude verwandeln wird.
D., bald kommt der Frühling, und da machen wir dann in Deiner Gegend
eine Cabriotour – vielleicht zum Königstuhl rauf oder so – kannst Dir ja mal
was aussuchen. und vielleicht vorher doch noch mal nachdenken, wie das
mit Dir sein wird, angesichts der obigen Ausführungen…
Liebe Grüße
A.